B1 Ästhetik des Performativen

VORHABEN (4. Bewilligungsphase):

In den ersten zwei Bewilligungsphasen (1999-2001, 2002-2004) wurde ein Aufführungsbegriff als Basis für eine Ästhetik des Performativen erarbeitet, der sich nicht nur auf das Theater und die Performance-Kunst anwenden lässt, sondern auf alle Arten von Aufführungen – sowohl in den anderen Künsten als auch in anderen kulturellen Bereichen. Auf der Grundlage dieses Aufführungsbegriffes wurden unter Rekurs auf das Gegenwartstheater (einschließlich Musiktheater, Performance- und Installationskunst) Modelle für eine Ästhetik des Performativen entwickelt, für die das je besondere Wechselverhältnis von intendiertem Zur-Erscheinung-.Bringen und zufälligem In-Erscheinung-Treten grundlegend ist. Entsprechend stand in der dritten Periode das Verhältnis von Planung und Emergenz im Mittelpunkt des Interesses. Dabei zeigte es sich, dass aus ihrem Zusammenwirken immer wieder eine Unterbrechung, Lücke, liminale Phase u. ä. entstand, welche die Bedingung dafür zu sein schien, dass etwas Ungeplantes und Unvorhergesehenes emergieren konnte, das der Aufführung eine neue Wendung gab. Auf dieses Phänomen und das Neue, das es zu ermöglichen scheint, richtet sich das Augenmerk in der jetzigen Förderphase. Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, wie aus der für die Aufführung konstitutiven Gegenwärtigkeit, Zukünftiges hervorgeht.

Ziel des Projektes ist es daher, auf der Basis eines inzwischen reformulierten Aufführungsbegriffs eine Ästhetik des Performativen weiter zu entwickeln, die einerseits das komplexe Zusammenspiel von Planung und Emergenz in Aufführungen als spezifischen Exponenten ästhetischer Prozesse genauer zu beschreiben und zu explizieren imstande ist und andererseits der spezifischen Temporalität von Aufführungen Rechnung trägt. In der letzten Förderperiode soll unter Berücksichtigung und Zusammenführung beider Aspekte Theater als ein Modell für die Entstehung von Zukünftigem untersucht werden. Zukunft wird hier nicht im Sinne prognostischer Aussagen, sondern im Sinne spezifischer Potentialitäten verstanden, die jeder Aufführung inhärent sind. Um die Ästhetik des Performativen weiterzuentwickeln, gilt es deshalb zu klären, ob und wie die Aufführung auf Zukünftiges verweist, es antizipiert, ja herbeiführt. Die Untersuchung wird in sechs Unterprojekten durchgeführt, deren Grundlage ein Konzept von Zukunft bildet, das die temporalen und potentiellen Dimensionen jeder Aufführung als spezifische performative Aspekte begreift.

UP 1: Formen der Kollaboration/Kooperation von Künstlern aus unterschiedlichen Theaterkulturen (Dr. Christel Weiler)

UP 2: Hidden Dimensions. Zur restriktiven Performativität des Tabus (Dr. des. Kristiane Hasselmann)

UP 3: Ästhetik des Unterlassens – Hungerkunst als spektakuläre Performance (Dr. des. Barbara Gronau)

UP 4: Partizipation der Blicke. Interaktive Blickmechanismen im Theater (M.A. Adam Czirak)

UP 5: Geschichten-Machen. Narrative Praktiken im Performancetheater (M.A. Nina Tecklenburg)

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