B5 Pädagogische Gesten in Schule, Familie, Jugendkultur und Medien

Unterprojekt: Schule

BEARBEITER/-INNEN:


Univ.-Prof. Dr. Christoph Wulf
Freie Universität Berlin
Arbeitsbereich Anthropologie und Erziehung
Arnimallee 11
D-14195 Berlin
Tel.: +49 (0)30 838-55701
Fax: +49 (0)30 838-56698
E-Mail: christoph.wulf (at) fu-berlin.de

Dr. Kathrin Audehm
Freie Universität Berlin
Arbeitsbereich Anthropologie und Erziehung
Arnimallee 11
D-14195 Berlin
Tel.: +49 (0)30 838-52726
Fax: +49 (0)30 838-56698
E-Mail: kathrin_audehm (at) web.de

Dr. Ingrid Kellermann
Freie Universität Berlin
Arbeitsbereich Anthropologie und Erziehung
Arnimallee 11
D-14195 Berlin
Tel.: +49 (0)30 838-55479
Fax: +49 (0)30 838-56698
E-Mail: ingrid.kellermann (at) berlin.de

Dr. Iris Clemens
Freie Universität Berlin
Arbeitsbereich Anthropologie und Erziehung
Arnimallee 11
D-14195 Berlin
Tel.: +49 (0)30 838-55263
Fax: +49 (0)30 838-56698
E-Mail: iris_clemens (at) web.de

PROJEKTBESCHREIBUNG

Vierte Projektphase (2008-2010):

In Weiterführung der bisherigen Untersuchungen über den performativen Charakter von Unterricht und Schule wird untersucht, welchen Einfluss Gesten bei der Aneignung und Vermittlung konkreter Bildungsinhalte und Verhaltensmuster haben. Ziel dieses Unterprojekts ist es zu zeigen, wie Gesten zur Gestaltung und Steuerung von Unterrichtsprozessen beitragen.
Die unterschiedlichen Perspektiven der am Unterricht Beteiligten bewirken einen vielschichtigen Unterrichtsprozess, in dem verbale wie nonverbale Interaktionen sich zu Gesten verdichten. Gesten tragen als körperliche Praktiken zur Sinnkonstitution im Unterricht bei, steuern den Unterrichtsverlauf und beeinflussen maßgeblich die Aneignung reflexiven und praktischen Wissens, wobei auch in Sprechakten über körperliche Merkmale wie Mimik, Haltung und Stimme der Sprechenden Bedeutung generiert wird und Inhalte transportiert werden. Im Vergleich zwischen unterschiedlichen Unterrichtsformen – wie Einzelarbeit, lehrerzentrierte Phasen, Gruppenlernen, offene Unterrichtsphasen und Projektunterricht – wird der Zusammenhang zwischen didaktischer Rahmung, den Praktiken des Umgangs mit dinglichen Unterrichtsrequisiten und der Einnahme und Gestaltung von Lernterritorien sowie den verbalen und nonverbalen Interaktionen analysiert. Die Generierung pädagogischer Gesten und ihre Bedeutung und Funktion im Unterrichtsprozess werden aus diesem Zusammenhang heraus empirisch rekonstruiert.
Im Zentrum der ethnografischen Untersuchung stehen folgende Fragen:
  1. Wie zirkulieren Gesten zwischen den beteiligten Unterrichtsakteuren? Welche Rolle spielen Gesten bei der Vermittlung von Unterrichtsinhalten und inwieweit werden vom Unterrichtsstoff unabhängige Inhalte mit Hilfe von Gesten kommuniziert? Wie bringen pädagogische Gesten Verhaltensmuster zur Darstellung, die in mimetischen Prozessen inkorporiert sowie im sozialen Umgang miteinander angewendet werden?
  2. Welche gestische Dynamik besteht zwischen Lehrern und Schülern im Unterricht? Wie beeinflussen Gesten von Schülern das Verhalten des Lehrers oder der Lehrerin und vice versa? Welche Gesten ziehen verstärkt die Aufmerksamkeit, Zuwendung, Missachtung oder Anerkennung der Lehrerinnen und Lehrer auf sich? Wie wirken sich Gesten auf die Aneignungsprozesse im Unterricht aus, welche fördern oder behindern Kooperation bzw. Konkurrenz? Wie hängen Gesten mit Praktiken der Leistungsbewertung zusammen?
  3. Welche Rolle spielen Gesten bei der Anerkennung pädagogischer Autorität von Lehrern und Lehrerinnen und mit welchen körperlichen Praktiken handeln die Schüler untereinander Autoritätsansprüche aus? In welcher Weise zeigt sich in Gesten die Anerkennung oder Subversion institutioneller Normen und Regeln? Wie und mit welcher Wirkung bearbeiten Schülerinnen und Schüler in altersheterogenen Stammgruppen soziale und kulturelle Differenzen mit Hilfe von Gesten?
  4. Wie hoch ist der Reflexionsgrad des nonverbalen Verhaltens und der Bedeutung und Funktion von Gesten im Unterricht – sowohl bei Lehrern als auch bei Schülern? Wie bewusst versuchen Lehrerinnen und Lehrer über körperliche Interaktionen Unterrichtsprozesse zu steuern und das Verhalten von Schülern zu beeinflussen? Welche didaktischen und darüber hinausgehenden pädagogischen Ziele verfolgen sie damit?

ARCHIV- Informationen zu vergangenen Projektabschnitten:

Die Hervorbringung von Lernkulturen in Ritualen und Ritualisierungen.
Mimesis, praktisches Wissen und soziales Handeln


>> Projektbeschreibungen 2005-2007

Die Hervorbringung des Sozialen in Ritualen und Ritualisierungen (1999-2004).

>> Projektbeschreibungen 1999-2004


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